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Amundsen vs Scott
Wie anstregend darf es denn sein?
In der Folge #716 des Podcasts “Art of Manliness” von Brett McKay ging es darum, wie man die wichtigsten Ziele und Aufgaben seines Lebens so einfach wie möglich macht. Dabei wurde auch das Rennen zum Südpol zwischen Amundsen und Scott thematisiert, eines meines Lieblingsthemen!
Soerfm, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Steady, steady
Sehr häufig dominiert noch die Haltung, das man für die wichtigen Dinge sehr hart und ausdauernd arbeiten muss. Ich denke, das ist in manchen Fällen einfach wahr, aber für viele Fälle sollte man sich wirklich überlegen, ob man die Ergebnisse nicht viel einfacher und komfortabler ernten kann.
Im Podcast wurde unter anderem das Rennen von Amundsen versus Scott zum Südpol geschildert. Im Team Scott herrschte die Meinung vor, das man immer vorwärts streben sollte, so weit es nur ging. An guten und warmen Tagen konnte Scotts Team bis zu 40 Meilen an einem Tag zurücklegen. An schlechten Tagen hingegen nur wenige oder gar keine.
Amundsen und sein Team hingegen nahmen sich vor, nur 15 Meilen pro Tag zu schaffen, bei guten wie bei schlechten Wetter. Gegen Ende der Expedition waren sie nur ca. 40 Meilen vom Südpol entfernt. Anstatt die Strecke in einer großen aber machbaren Anstrengung in nur einem Tag zu überwinden, hielten sie an ihrem Prinzip fest: 15 Meilen pro Tag und nicht mehr oder weniger. 3 Tage später erreichten sie den Südpol im Dezember 1911, waren dabei relativ ausgeruht und erlitten keine Verluste. Viele der Beobachter und Wissenschaftler waren sich einig, das Amundsen und sein Team ihre Ziele fast ohne Mühe erreichten.
Scott und sein Team erreichten den Südpol einen Monat später im Januar 1912. Auf dem Rückweg verloren sie alle ihre Ponies, die der eisigen Kälte nicht standhielten. Weitere Fehler bei der Logistik, Ausrüstung usw. führten dann letztendlich zu Krankheit, Hunger und Erschöpfung. Keine 15 Meilen vom letzten, rettenden Stützpunkt entfernt, verstarben die letzten Männer. So erschöpft und am Ende ihrer Kräfte, vermochten sie die letzten 15 Meilen nicht mehr überwinden – eine Strecke, die zu Anfang so klein erschien!
Persönliche Erfahrung
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich diese Beobachtung nur teilen: kleine aber stetige Schritte können zu großen Ergebnissen führen. Zum Beispiel habe ich für meine Diplomprüfungen nur 4 Stunden am Tag gelernt, und das ca. 4 Monate vor den ersten Terminen. Andere Kommilitonen hingen fingen 2-4 Wochen vorher an, dafür aber mit 10 oder mehr Stunden pro Tag. Das galt als die übliche Heransgehenweise.
Ich denke, wenn wir das Integral des Aufwands über die Zeit nehmen, dann haben beide Vorgehen ein ähnliches Ergebnis. Aber auf dem Weg gab es enorme Unterschiede:
- Ich musste die Voraussicht und die Disziplin aufwenden, so viel früher mit meinen Vorbereitungen anzufangen. Manche schüttelten darüber den Kopf.
- Die 4 Stunden pro Tag waren sehr einfach zu bewältigen. Und ich hatte sehr viel Freizeit für meinen Sport.
- Wenn mal ein Tag ausfiel, wegen Krankheit, oder anderen Terminen, dann fielen “nur” 4 Stunden aus, die ich leicht an einem anderen Tag kompensieren konnte (auch wenn ich hier vom Prinzip abwich). Die Kommilitonen verloren hier gleich 10+ Stunden, eine Kompensation war nur schwer oder gar nicht möglich.
- Für mich fühlte sich das Diplom relativ einfach an (ganz anders als mein Vordiplom, das ich mit der “üblichen” Herangehensweise sehr anstrengend fand).
Ähnliche Effekte habe ich mit diesem Ansatz im Beruf, im Krafttraining erlebt, und in vielen anderen Bereichen.
Was nehme ich mit?
- Finde heraus, wie man die wichtigen Dinge im Leben möglichst ohne Mühen erreichen kann.
- Work smarter, not harder - wo es nur geht.
- Es mag nicht üblich oder normal sein - so what?!